Wir über uns

Pädagogisches Konzept

Geschichte

Aufnahmebedingungen

Elternbeiträge

Satzung

Projekte

Kalender

Ein- und Ausblicke


Anmeldung

Kontakt

Impressum





Die Eröffnungsrede von N.v.M.


Ich freue mich die Eröffnungsansprache für diese Ausstellung halten zu dürfen.

Ich finde ich bringe eine ganz schöne Qualifikation mit, wegen der ich hier heute stehe.
Wie ihr von Karl gehört habt, stehe ich vor euch als ehemaliges Kind. Und als dieses ehemaliges Kind, das ich bin, bin ich in diesen Kindergarten gegangen.
Dieser Kindergarten war noch gar nicht im Küpkersweg, er war in der Hauptstrasse 100, einer lauten stinkigen Strasse, in Richtung Innenstadt.
Das war vor 30 Jahren und Barbara war noch nicht da, Karl nicht, es gab in dem Haus nur eine Gruppe von Kinder, unsere Erzieherinnen hießen Gerry und Regina. Ganz richtig, wir beide kennen den Laden hier am längsten, selbst Peter Jacobs kam später.
Es gab noch kein Bauernhaus, noch kein Mittagessen, - aber es gab schon etwas wovon ich sprechen möchte, so eine Art oder ein Bemühen.
Ein ganz bestimmtes Bemühen, was sich ausdrückte in einem von einer Gruppe von Studenten und Studentinnen erarbeiteten Konzept für den Kindergarten, von dem ich damals nichts wusste.
Ich will euch das so erklären :
Hier in dem Kindergarten können die Kinder so sein wie sie sind.
Hier werden sie genommen mit ihren guten und mit ihren - in Anführungszeichen- schlechten Seiten. Hier lernen sie - so wie sie sind!- sich mit den anderen Kindern zu einigen, zu verhandeln, sich gegenseitig zu verstehen.
Es ist nicht so, das jedes Kind alles machen kann was es möchte, wer sich nicht an die Regeln hält hier der muss damit rechnen, das die anderen sich wehren, oder was dazu sagen oder der oder die Regelübertreterin findet sich ganz schnell in einer Besprechung wieder, in der sie sich anhören muss wie die anderen das fanden aber in der sie auch ihr eigenes Verhalten erklären und (vielleicht auch erst bemerken kann).
Bleiben wir bei dem Beispiel: Jemand hat gebissen. Es gibt eine helle Aufregung, oh nein, so etwas, ein Gerenne, es geht wie ein Lauffeuer herum: Jemand hat jemanden gebissen. Ein Erwachsener und viele Kinder gehen hin. Als erstes wird die gebissene Stelle, vielleicht an einem Finger, begutachtet, ausführlich versorgt (Zaubercreme und Kühli ) und gewürdigt. Dann wird der Tathergang diskutiert: wie konnte das passieren, jeder erzählt seine Version, auch die Vorgeschichte des Bisses erfährt man, dann sind alle zufrieden, es ist geklärt und spielen weiter. Wenn jemand nicht zufrieden ist, kommt das Thema wieder auf den Tisch. Was ich sagen möchte: es gibt hier: jemand hat jemanden gebissen. Und es gibt: oh nein, das tut doch weh, eine richtige Bißstelle, das geht nicht.
Aber es gibt hier keine Beißerin. Oder keine Heulboje. Und es gibt hier keine Mitarbeiterin (jede natürlich auf ihre Art, also da ist Renate anders als Nora) die die Auffassung vertritt: dies ist ein schwieriges Kind. Ein verwöhntes Kind. Ein anstrengendes Kind. Ein schlimmes Kind. Es gibt hier viele Kinder in der Einrichtung. Und diese viele Kinder haben viele Gründe sich so zu verhalten, wie sie es tun.
Dieser Kindergarten ist ein Ort, an dem den Kindern ihre eigenen Gründe sich so oder so zu verhalten zugestanden werden.
Jetzt kann ich als "Ehemalige" sagen: das ist eine gute Sache.
Wenn ich mich jetzt mal als Beispiel nehme: Ich war das erste Kind meiner Eltern, da bekommt man viel Aufmerksamkeit. Aber, und das weiß ich inzwischen auch als Mutter, Eltern sind Menschen. (keine Profis) Sie vermitteln immer irgendwie zwischen der eigenen Person, der Welt und dem Kind. Sie haben deshalb auch mal keine Zeit oder keine Lust. Oder sie wollen viel von ihrem Kind. Oder das Kind darf viele Verhaltensweisen gar nicht zeigen, weil die Eltern das nicht aushalten. Das ist dann ein schlimmes Gefühl für Kinder: Die anderen halten mich nicht aus. Und dann eine Zeit in einen Kindergarten zu haben, in dem ich mich verhalten darf und sein darf wie ich möchte und mich mit den anderen einigen kann und muss ohne bewertet zu werden, und ohne zu stören; diese verbrachte Zeit ist ein wertvoller innerer Schatz.
Ein Kindergarten, indem den Kindern mit Ernsthaftigkeit, mit Interesse und ganz wichtig: mit Verlässlichkeit (immer wieder) begegnet wird schafft ihnen den Raum sich auszuprobieren. Darin liegt die professionelle, harte, tägliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter.
Die steckt in jedem gebundenen Schnürsenkel.
Es ist nicht das Bauernhaus und es ist nicht der ganze Glitzer, auch wenn die beiden natürlich Wertschätzung ausdrücken: Das, was ich meine, war auch schon so an der Hauptstrasse 100 und steht wahrscheinlich in dem Konzept von damals.
Der Luxus dieses Kindergartens besteht in den verlässlichen Beziehungen der Kinder
-zueinander und
-zu den Mitarbeiterinnen.
Der Luxus steckt in diesen ernsthaft gebundenen Schnürsenkeln, in den gemeinsam gelebten Stunden.
Es ist ein Luxus in den Köpfen.
Meine Töchter sagen das so (jede für sich): das ist mein Kindergarten.
Das ist eine Erfahrung, die den Kindern, die hier drei Jahre lang jeden Tag hingehen keiner mehr nehmen kann, das ist eine Erfahrung, auf die sie später zurückgreifen können.

Und jetzt komme ich direkt zur heutigen Ausstellung.
Wenn dies ein Ort ist, an dem man sich zeigen kann Und auf diese Weise auch lernen kann, wie man denn nun so ist dann ist diese Ausstellung so etwas wie die logische Konsequenz aus der Arbeit hier. Das muss ich jetzt, glaube ich, gar nicht mehr groß erklären.
Es ist mir ein Anliegen nichts zu der Frage zu sagen was sie hier sehen sollen. Es gibt heute aus jeder der 4 Gruppen 6 Bilder zu sehen und es gibt hier heute von jedem Kind aus der Einrichtung eine Postkarte zu kaufen. Auch die 12 erwachsenen Künstler und Künstlerinnen kommen auf verschiedene Arten und Weisen aus der Einrichtung, als Praktikanten, als ehemalige Eltern oder Kinder und vielleicht hätte ich besser sagen sollen: die entwachsenen Künstler, denn es sind unter den 12en auch zwei Kinder, die schon in die Schule gehen. Die Kinder und die erwachsenen KünstlerInnen nutzen hier den Raum, ihre Arbeiten zu zeigen.
Sie präsentieren etwas von sich. Dazu gehört für Erwachsene und für Kinder Mut. Man muss sich trauen zu zeigen, was man gemacht hat. Die Kinder und die Erwachsenen KünstlerInnen trauen sich zu zeigen, wie sie es sehen, wie sie ein Stück der Welt begreifen und wie sie es bearbeitet haben. Ich traue mich.
Dazu gehört: ich traue mir.
Und da sind wir dann beim Selbstvertrauen. Selbstvertrauen, was man als Erwachsener braucht zum Leben, was man als erwachsene KünstlerIn oder als erwachsener Künstler braucht um hier heute auszustellen und was Kinder hier in dieser Einrichtung bekommen können.

Dankeschön.