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Die Eröffnungsrede von Wolfgang Simgen


Liebe Erwachsenen,
liebe Kinder,
liebe Künstler,
liebe Gäste,
liebe Freunde,

es ist mir eine große Ehre und Freude zur Eröffnung der Kunstausstellung – die Nummer 4 in Folge – Sie mit ein paar Worten einzustimmen.

Wir sind mit unserer Paula jetzt seit einem Jahr in diesem Kindergarten und hatten von Anfang an das Ziel, hier aufgenommen zu werden. Eine wirkliche Alternative sahen wir in den Oldenburger Kindergärten nicht, und mit Beharrlichkeit und etwas Fortune ist es geglückt. Wir freuen uns tagtäglich über dieses Glück, denn dieser Kindergarten hat etwas ganz besonderes. Ich will es so ausdrücken:“ Hier können die Kinder so sein wie sie wirklich sind“. Das klingt nicht besonders aufregend, aber dieses scheinbar Banale ist eingebettet in ein umfassend pädagogisches Konzept, das die Entwicklung des Individuums mit all seinen Facetten fördert und gleichzeitig die Integration in ein Netzwerk von sozialen Bindungen ermöglicht.

Das könnten SIE im pädagogischen Konzept des Kindergartens unter www.kindergarten-kuepkersweg.de nachlesen. Dieses Konzept entstand bereits in den Grundzügen 1972.
Wir jedoch erleben täglich, was dies für die Kinder bedeutet.

Zum Beispiel wenn Kinder streiten oder Regeln missachtet werden, wird nach dem Grund der Auseinandersetzung, also nach den tatsächlichen Ursachen gefragt, solange bis jedes der Kinder versteht, wie es zu diesem Konflikt gekommen ist. Ist jemand mit dem Ergebnis unzufrieden, wird das Thema zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufgegriffen.

Wird eine Regel missachtet, so kann das sehr schnell zu einer Besprechung führen, bei der sich das Kind anhören muss, wie die anderen Kinder das finden.

Die Kinder lernen so auf überzeugende Weise sich mit anderen Kindern zu einigen, auch zu verhandeln, sich gegenseitig zuzuhören und zu verstehen. Diese Strategie der demokratischen Selbstbestimmung ist kein einfacher Weg die Kinder zu leiten und deren Entwicklung zu fördern. Sie kennt den Begriff des „schwierigen Kindes“ nicht.
Beharrlichkeit, Ausdauer und Zuversicht sind Wegbegleiter dieser Strategie.

Dieser Kindergarten ist ein Ort an dem den Kindern ihre eigenen Gründe sich in bestimmter Weise zu verhalten zugestanden wird ohne die negativen Effekte der sogenannten antiautoritären Erziehung zu streifen. Es gibt den Kindern das Gefühl, anerkannt und respektiert zu werden. Sie können sich in der Gemeinschaft einrichten und ihre Bindungen und Freundschaften entwickeln, ohne ihre Individualität aufgeben zu müssen.

Dieses Ziel beharrlich zu verfolgen ist die zentrale Leistung der Kindergartenleitung mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Unvoreingenommenheit und die Toleranz ist eine zentrale Kraft am Küpkersweg. Ein Stück Freiheit, die aus den 1968er Jahren herübergerettet wurde, lebendig und nicht konserviert.

In dieser für die Kinder enorm wichtigen Lebensperiode von 3 bis 6 Jahren, wo das Gehirn Informationen wie ein Schwamm aufsaugt, sammelt sich in jedem Kind ein kleiner Schatz an Erfahrungen, die es prägen und unmerklich leiten. Wie wir wissen, führt das nicht nur dazu, dass jetzt schon die Kinder der Kinder und sogar die Enkel diesen Kindergarten besuchen, sondern auch zu der Besonderheit, dass auch ein ehemaliges Kindergartenkind gerade hier als Erzieherin tätig ist.

Der Kindergarten Küpkersweg ist längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen und wirkt vorbildhaft für andere Kindergärten.
Am 16. April 2007 wurde unserem Kindergarten das Qualitätsmerkmal „bewegter Kindergarten“ verliehen. Es ist der erste Kindergarten in Oldenburg der diese besondere Auszeichnung erhalten hat.

An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten für diese Auszeichnung herzlich gratulieren.

Dass sich hier im Kindergarten nicht nur motorisch etwas bewegt, konnten Sie oder konntet Ihr bereits beim Blick in die Runde feststellen, und es ist der Grund, warum wir heute hier sind.
Aus der Fülle der Projekte der vergangenen Jahre hat sich die Kunstausstellung als konstantes, beinahe als „Megaevent“ entwickelt.
Dieses wunderbare Ambiente des Kindergartens ist wie dafür geschaffen, die Besonderheit der gestalterischen oder künstlerischen Fähigkeiten von Kindern zu betonen. Daher hat die Kombination von Erwachsenen- und Kinderkunst ganz besondere Reize. In den vergangenen Ausstellungen gab es Bilder – so habe ich mir sagen lassen – denen man nicht das Lebensalter des Künstlers oder der Künstlerin ansehen konnte.
Wie schwierig es ist, Kinder in der Entwicklung richtig zu fördern und wie schnell ein zartes Pflänzchen von aufkeimenden künstlerischen Fähigkeiten wieder verkümmert, will ich am Beispiel unseres Sohnes Daniel schildern:

In der 1. Klasse sollten die Kinder eine Katze malen. Was war auf Daniels Bild zu sehen? Nahezu das ganze Bild war schwarz. Etwa in Bildmitte brannte eine Lampe die mit ihrem Lichtkegel den darunter liegenden Boden erhellte. Im Lichtschein war eine Maus zu sehen, rechts am Bildrand, umgeben von Dunkelheit, leuchteten zwei große Katzenaugen. Das faszinierende an dem Bild war die Tatsache, dass eine Katze dargestellt wurde, ohne dass diese selbst zu sehen war. Aber: Thema verfehlt.
Daniel ist heute 23 Jahre alt, er wird Jurist.

Der Begriff Kunst stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Wissen, Weisheit und Kenntnis. Es bezeichnet die gestaltende Tätigkeit des Menschen. Bis ins 18. Jahrhundert wurde der gesamte Bereich menschlicher Fertigkeiten als Kunst (lateinisch: artes) angesehen.
Der deutsche Begriff Kunst wurde von Können abgeleitet und bezeichnet Kunstwerke als Elemente der menschlichen Kultur, welche nicht durch Zweckmäßigkeit, sondern durch ihre unterschiedliche Ästhetik geprägt sind.

Für mich persönlich entsteht Kunst in den Augen des Betrachters. Kunst braucht Emotionalität. Kunst produziert Gefühl, weckt Erinnerungen an Stimmungen und Erlebtem und trägt stets Aspekte von etwas Neuem.
Die Kunstwahrnehmung – auch von Nichtexperten – beruht häufig auf dem Prinzip des wiedererkennenden Sehens. Diese Art der Wahrnehmung stellt ein Belohnungssystem dar, welches Schönheit wahrnimmt.
Schönheit gilt als Motor, das Wahrnehmungserlebnis zu intensivieren und die Aufmerksamkeit zu steuern. Kommt dazu das Prinzip des wiedererkennenden Sehens, wird die emotionale Komponente aktiviert und es resultiert ein Aufmerksamkeit steigerndes „Aha-Erlebnis“.

Von diesem kleinen Ausflug in die Neurobiologie der Schönheit möchte ich Sie in die konkrete Realität entlassen. Genießen Sie die Ausstellung unserer großen und kleinen Künstler an diesem bezaubernden Ort.

Mein Dank gilt den Organisatoren, vornweg Gerry und Karl und den vielen Helferinnen und Helfern und allen aktiven Künstlerinnen und Künstlern.

Vielen Dank!